Mit Arbeiten von Mia Sanchez und Othmar Farr\u00e9.<\/p>\n\n
Hier, im Keller der Flatterschafft, vom Herzen des Geb\u00e4udes aus, wird W\u00e4rme in die einzelnen Kammern gepumpt. Zu diesem Zweck steht da ein sperriger \u00d6ltank. War das - nun zum Readymade avancierte - Objekt zu gross und zu verwurzelt um in den Ausstellungsraum \u00fcberf\u00fchrt zu werden, so dass der Ausstellungsraum zu ihm gebracht wurde?<\/p>\n\n
Als sich offengelegte bzw. in den Ausstellungskontext integrierte Infrastrukturen, wie etwa Michael Ashers freigelegte Heizungen in der Kunsthalle Bern, in der ersten Welle der Institutions-kritik durch Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit den Kunstfeld internen Logiken auszeichneten, sahen sich die K\u00fcnstler*innen dieser Bewegung in einem dichotomen Verh\u00e4ltnis zu den Institutionen. Die Situation in Staggered (part I) ist eine andere. Einige der in der Ausstellung vertretenen K\u00fcnstler*innen wohnten oder hatten ihr Studio in der Flatterschafft und die Strukturen der nicht profitorientierten Institution erlaubten es allen Beteiligten, eigene Visionen mit einzubringen.<\/p>\n\n
So unterschiedlich diese Ausgangslagen auch sein m\u00f6gen, scheinen sich hier vorherrschende Themen mit denen der ersten Welle der Institutionskritik zu \u00fcberschneiden. Hans Haacke thematisierte in der, von seinem Galeristen kurzfristig abgesagten, Ausstellung Shapolsky et al. Manhattan Real Estate Holdings, a Real-Time Social System, as of May 1, 1971 die Besitzverh\u00e4ltnisse innerhalb der Immobilienbranche. Eine solche Kritik \u00fcbersetzt sich hier in der Wahl des Ausstellungsraums selbst. Das Gef\u00e4ss, das die Sicht einschr\u00e4nkt und den Raum dominiert, referiert nicht nur auf ein hochspekulatives Gut, die von ihm generierte Enge mimt den Umgang der Besitzerin (SBB) mit Projekten wie der zum Abriss bestimmten Flatterschafft.\u00a0
\nWird ihr zwar \u00abnur\u00bb die Erweiterung eines Bahngleises zum Verh\u00e4ngnis, transportiert die klaustrophobische Raumsituation das Vorgehen der SBB. Durch den Bau von Luxusimmobilien verdr\u00e4ngt sie in einer Stadt nach der anderen entlang der Gleise s\u00e4mtliches weniger Lukratives.<\/p>\n\n
Mit High Rise (Solothurnerstrasse), 2021 und High Rise (Reinacherstrasse), 2021 stecken in Staggered (part I) gleich zwei sich sonst so breit machende Wolkenkratzer nun selbst in der Klemme. Die K\u00fcnstlerin Mia Sanchez widmet sich in ihrer Arbeit wiederkehrend Fragen nach der Zug\u00e4nglichkeit von \u00f6ffentlichem Raum und der Aneignung von Architekturen, die ihn umgeben. Hier r\u00fcckt sie mit ihren Skulpturen hinter Fenstern gelebte individualisierte statt kollektiver Geborgenheit in Form von Lampen(schirmen) ins Licht. Diese thronen auf ecken- und kantenlosen, mit Fassaden von Hochh\u00e4usern bedruckten, S\u00e4ulen.<\/p>\n\n
Zeitlich disparat zu Sanchez neuen Wohnformen erscheinen Gilles Jacots Wandpanele Walls. Mit ihren Verzierungen aus dem im Zuge der Moderne zunehmend verschwindenden Stuck kontrastieren sie die Atmosph\u00e4re des Wohnraumes in Hochh\u00e4usern und Orten wie der Flatterschafft. Urspr\u00fcnglich w\u00e4hrend seiner Lohnarbeit f\u00fcr ein Set-Design hergestellt, dienten die f\u00fcr die Ausstellung nachgebauten Panele einer bourgeoisen Kulisse f\u00fcr ein ZARA Photoshoot.<\/p>\n\n
Othmar Farr\u00e9s Malerei untitled (Target) 2021 besteht aus Feldern mit verschiedenen Punktzahlen und einer roten, einer \u00fcberreifen, schier platzenden Frucht \u00e4hnelnden und von einer giftigen Substanz umrandeten Mitte. Das Dart-Spiel startet mit einer gewissen Punktzahl, von der ein Betrag abgezogen wird, den ein*e Spieler*in oder ein Team pro Runde geworfen hat. Doch was steht zum Gewinn, wenn die letzte zu subtrahierende Punktzahl genau 0 ergibt? Beginnt das Spiel einfach wieder von vorn?<\/p>\n\n
Raum war, ist und bleibt begrenzt und umk\u00e4mpft. Die Flatterschafft als unkommerzielle und selbst erschaffene Struktur, als erfahrener und gelebter Raum muss knapp vor ihrem 10. Geburtstag weichen.<\/p>\n\n
Text: Chantal Kaufmann<\/p>\n\n
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